Macht- und Psychospiele im Unternehmen – Seltenheit oder Alltag?

Vor zwei Wochen wandte sich eine hochkompetente Führungskraft an mich, auf der Suche nach gezielten Strategien und bewährten Techniken zur Bewältigung der Herausforderungen im Umgang mit Macht- und Psychospielen im Arbeitsumfeld. Die Anfrage weckte mein Interesse, und ich lauschte aufmerksam den Ausführungen.

Die Führungspersönlichkeit findet sich seit ungefähr einem Monat in einem komplexen Geflecht aus Intrigen und taktischen Manövern gefangen. Bereits seit sechs Monaten bekleidet sie die verantwortungsvolle Position und ist gleichzeitig ein geschätztes Mitglied der Geschäftsleitung. In jüngster Zeit hat sie jedoch festgestellt, dass sie in den oberen Ebenen des Unternehmens auf Widerstand stösst.

Zwei ihrer gleichrangigen Kollegen haben ein geschicktes Spiel inszeniert, bei dem Gerüchte gestreut werden, die potenziell rufschädigend in der Branche sein könnten. Darüber hinaus werden der betroffenen Person selektiv wichtige Informationen vorenthalten, was ihre Fähigkeit zur effektiven Entscheidungsfindung beeinträchtigt.

Angesichts dieser Herausforderungen steht die Führungskraft vor einer entscheidenden Frage: Soll sie sich den taktischen Spielchen ihrer Kollegen beugen und somit die Integrität ihrer Position gefährden, oder sollte sie sich aktiv nach Alternativen umsehen, die der Person ein Umfeld bietet, in dem ihre Fähigkeiten und Leistungen angemessen anerkannt werden?

Alltagsbeispiele

Im Berufsalltag können Macht- und Psychospiele in verschiedenen Formen auftreten, abhängig von der Unternehmenskultur, den individuellen Persönlichkeiten der Mitarbeitenden und den spezifischen Arbeitsbedingungen. Hier einige Beispiele, welche im Arbeitsalltag angetroffen werden können:

  • Manipulative Kommunikation: Mitarbeiter nutzen subtile Taktiken wie passiv-aggressives Verhalten oder das Verbreiten von Gerüchten, um Ziele zu erreichen oder Kontrolle auszuüben
  • Machtkämpfe um Ressourcen: Mitarbeiter und Abteilungen kämpfen um begrenzte Budgets, Personal oder andere wichtige Ressourcen, was zu Konflikten führen kann, wenn Einzelpersonen oder Gruppen ihren Anteil maximieren wollen
  • Taktische Allianzen: Mitarbeiter bilden strategische Allianzen, um ihre Macht zu stärken oder gemeinsame Ziele zu erreichen, was oft dazu führt, dass andere ausgeschlossen oder isoliert werden
  • Kontrollverhalten und Mikromanagement: Vorgesetzte oder Kollegen üben übermässige Kontrolle und Mikromanagement aus, um Dominanz oder Manipulation zu erreichen
  • Verdeckte Sabotage: Mitarbeiter behindern heimlich die Arbeit anderer, indem sie Informationen zurückhalten oder falsche Informationen verbreiten, um ihre eigenen Ziele zu fördern oder andere zu schwächen
  • Statusspiele: Mitarbeiter konkurrieren um Anerkennung, Prestige und Macht in stark hierarchischen Unternehmen. Dies führt zu einem Wettbewerb, um den eigenen Status und die Position im Unternehmen zu erhöhen

Toxisches Arbeitsumfeld

Die oben erwähnten Macht- und Psychospiele können zu einem toxischen Arbeitsumfeld führen, das die moralische und emotionale Gesundheit der Mitarbeitenden beeinträchtig und die Leistungsfähigkeit des Unternehmens negativ beeinflusst. Daher ist es wichtig, diese Dynamiken zu erkennen und Massnahmen zu ergreifen, um ein positives und kooperatives Arbeitsumfeld zu fördern.

Ratschläge

Zurück zu meiner Beratungsaufgabe: Ich habe der Führungskraft folgende Ratschläge mit auf den Weg gegeben:

  • Selbstreflexion: Reflektiere deine Rolle in der Situation und überprüfe, ob du zu den Dynamiken beiträgst oder dein Verhalten ändern kannst, um dich besser zu schützen
  • Dokumentation: Halte Vorfälle von Macht- und Psychospielen genau fest, inklusive Datum, Uhrzeit, Beteiligte und Details, um ein klares Bild der Situation zu erhalten und Beweise zu sammeln
  • Kommunikation: Sprich offen und direkt mit den Beteiligten über deine Bedenken, setze klare Grenzen und teile deine Erwartungen für einen respektvollen Umgang miteinander
  • Suche nach Unterstützung: Suche Rat bei vertrauenswürdigen Kollegen, Mentoren oder HR-Vertretern, die dir möglicherweise weitere Ratschläge geben oder bei der Lösung des Problems helfen können
  • Konfliktlösung: Wenn Gespräche nicht ausreichen, hole professionelle Unterstützung durch Mediation oder Konfliktlösungsverfahren ein, um eine akzeptable Lösung für alle Beteiligten zu finden
  • Selbsterhaltung: Achte auf deine Gesundheit und dein Wohlbefinden, entspanne dich und suche bei Bedarf professionelle Hilfe, um mit dem Stress umzugehen, den Macht- und Psychospiele verursachen können

Fazit

Durch proaktives Handeln und klare Grenzsetzungen kann man sich erfolgreich gegen Macht- und Psychospiele im Arbeitsumfeld schützen und sich für eine gesunde und respektvolle Arbeitskultur einsetzen. Wir alle wollen in keinem toxischen Umfeld arbeiten also sollten wir die Spielereien unterbinden.

Zitat zum Schluss

«Die grösste Macht hat, wer sich selbst beherrscht»

Albert Schweitzer
(Arzt)

 

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